LeseMaus im Buecherhaus

Ein Stück deutscher Geschichte spannend verpackt

Zorn des Himmels: Historischer Roman - Richard Dübell

Der erste Satz: "Gottes Zorn entlud sich in der Morgendämmerung."

 

Das Innere: Der von der Kirche verbannte und mit Karl von Luxemburg um die Kaiserkrone ringende Kaiser Ludwig weilt gerade in Frankfurt, als Philippa, eine junge Fährmannstochter, einem verwirrten jungen Mann begegnet, der augenscheinlich sein Gedächtnis verloren hat. Philippa nimmt sich des Fremden an und verliebt sich in ihn - was natürlich zu Schwierigkeiten führt, hat ihr Vater doch für seine Tochter einen ganz anderen vorgesehen. Doch hat der Fremde tatsächlich sein Gedächtnis verloren - oder führt er etwas Schlimmes im Schilde? Denn es heißt, auf den Kaiser soll ein Attentäter angesetzt worden sein…

 

Das Wesentliche: Nicht viele werden wissen, dass es in Deutschland bzw. in Europa im Jahr 1342 eine verheerende Flutkatastrophe gegeben hat: das Magdalenenhochwasser. Mir zumindest war das zuvor nicht bekannt, und so wurde ich durch die Lektüre dieses Romans unversehens in eine Situation hineingeworfen, mit der ich in dieser Form nicht gerechnet hätte. Wie anschaulich Richard Dübell es wieder schafft, schlimmste Geschehnisse so zu transportieren, dass man hautnah dabei ist. Am liebsten hätte ich ständig verzweifelt nach Luft geschnappt und meine Kleidung ausgewrungen, so nah gingen mir die Schilderungen dieser furchtbaren Katastrophe.

 

Doch warum gelingt es Richard Dübell, den Leser so sehr teilhaben zu lassen? Ich denke, es liegt einfach daran, dass man nicht nur einfach so mit einer Situation konfrontiert wird, sondern erst die Menschen dieser Zeit kennenlernt. Alle bleiben gut im Gedächtnis haften, sei es die energische Fährmannstochter Philippa, sei es Mathias, der sein Gedächtnis verloren hat und nur noch weiß, dass er irgendwie in die Stadt Frankfurt hineingelangen muss.

 

Besonders gut hat mir auch die Figur des Hilpolt Meester gefallen, der als "Capitaneus" für die Sicherheit des Kaisers verantwortlich ist und dabei sehr häufig mit der Dummheit oder besser gesagt Unbeholfenheit seiner Umgebung konfrontiert wird. Er ist ein aufrechter Mann, der ohne großes Aufheben darum zu machen hinter seiner Aufgabe steht und mich damit enorm beeindruckt hat. Ich kann mir gut vorstellen, dass man solche Persönlichkeiten in der Vergangenheit häufiger antreffen konnte - und ich bin sicher, dass man sie heutzutage oft vergeblich sucht.

 

Als die Katastrophe sich mehr und mehr ankündigt, nimmt auch die Geschwindigkeit der Erzählung Fahrt auf. Dass man dabei die immer noch vorhandene Sorglosigkeit der Bewohner spürt, unterfüttert die Geschichte zusätzlich mit Spannung. Die Frankfurter Bürger sind ja völlig ahnungslos und gehen weiter ihren alltäglichen Verrichtungen nach oder verfolgen ihre Ziele: So plant beispielsweise der Geistliche Gottfried von Eppstein eine nie dagewesene Messe zu Ehren des Kaisers in der Katharinenkapelle auf der damaligen Meynbrücke abzuhalten. Mit dem Wissen im Hintergrund, dass die Flut immer näher rückt, ist das für den Leser oft gar nicht so einfach, dabei ruhig zu bleiben.

 

Richard Dübell schlägt den Leser zusätzlich mit seiner Sprache in den Bann - gespickt mit zu dieser Zeit geläufigen Ausdrücken bringt sie die Vergangenheit auch auf diese Weise näher, ohne selbst altertümlich zu wirken.

 

Das Fazit: Ein historischer Roman mit Tiefgang und Spannung - empfehlenswert für Leser, die gerne einen tiefen Einblick in ein Stück deutscher Historie erhalten möchten, dabei aber gut unterhalten werden wollen.

 

Die Bewertung: Vier von fünf Sternen

Quelle: http://lesemausimbuecherhaus.blogspot.de/2015/01/rezension-zorn-des-himmels.html