LeseMaus im Buecherhaus

Charmante Zeitreisegeschichte mit Herz und Verstand

Die Lilien-Reihe, Band 1: Die Stunde der Lilie - Sandra Regnier

Der erste Satz: "Mit Kraft umfasste der Mann das Handgelenk der Frau."

 

Das Äußere: Das Cover des E-Books ziert zunächst eine Lilie - aber auch zugleich mehrere Lilien in Form des sogenannten Königs-Symbols. Ich hatte direkt den Eindruck dass die weiße Lilie, die echte Blume, für Julia, die Hauptprotagonistin steht, während die Symbolik der Königsblume drauf hinweist, in welchem Umfeld sich Julia bewähren muss. Sehr passend für den Roman und durch den verschnörkelten Titel zusätzlich auch romantisch. Gefällt mir! Das Innere: Julia mag es gar nicht glauben: auf unbekanntem Wege ist sie während eines Reitausflugs mit ihrer Freundin nach Frankreich gelangt, und zwar in die Nähe von Versailles an den Hof von König Ludwig X.IV Unversehens stolpert sie, das junge Mädchen aus dem Deutschland des 21. Jahrhunderts, in eine ihr unglaublich fremde Welt. Glücklicherweise hat der König die rettende Idee, ihr in Form des Grafen Etienne Flémont, den Grafen von Montsauvan einen einen Lehrer zuzuteilen, der ihr Anstand und Benimm beibringen soll. Und so ist Julias Alltag auf einmal ganz anders als sie es gewohnt ist...

 

Das Wesentliche: Die Geschichte beginnt im Deutschland der Gegenwart. Julia ist eine ganz normale 16-jährige, in deren Leben es sich hauptsächlich um ihre Familie, die Freunde und die Schule dreht. Geschichte findet sie toll, während ihre Französisch-Note ihr eher Kopfzerbrechen bereitet. Nach dem Zeitsprung muss sich Julia nun unversehens damit auseinandersetzen, in ein anderes Land und in eine andere Zeit versetzt worden zu sein. Natürlich kommt ihr zugute, dass sie in der Schule ein Faible für Geschichte hatte - so ist sie in der Lage, die eine oder andere Situation aus dem Blickwinkel ihres Zukunftswissens zu beurteilen. Dadurch stapft Julia aber auch in den einen oder anderen Fettnapf, denn es rutscht ihr mehr als einmal eine unbedachte Äußerung heraus, die ihr seltsame Blicke der Umstehenden einbringen.

 

Mir ist die Protagonistin fast ein wenig zu selbstsicher gewesen. Immerhin ist Julia erst 16 Jahre alt. Davon merkt man aber manchmal fast nichts, so routiniert selbstbewusst gibt sie sich in den meisten Szenen. Natürlich bleibt ihr fast nichts anderes übrig, gestrandet in der Zeit, aber dennoch hätte es mir etwas besser gefallen, wenn sich Julia ihrem Alter entsprechend häufiger nach ihrem Zuhause, ihrer Familie und ihren Freunden gesehnt oder auch mehr Versuche unternommen hätte, in ihre eigene Welt zurückzukehren. Natürlich bleibt uns so andererseits noch Stoff für den (oder die?) nächsten Teile der Reihe.

 

Der Graf von Montsauvan ist zunächst einmal jünger als es scheint und von daher liegt es nahe, an eine Liebesgeschichte zwischen den beiden Protagonisten zu denken. Der Graf ist aber nicht die einzige männliche Person, die im Laufe der Geschichte auftaucht, und so muss sich hier jeder Leser natürlich selbst ein Bild machen. Ich möchte nicht zu viel verraten, aber betonen, wie gut mir gefallen hat, dass die Autorin hier der Handlung den Fokus gegeben hat, was ein deutliches Unterscheidungsmerkmal gegenüber dem einen oder anderen Roman für diese Altersklasse ist.

 

Julia strandet am Hofe des Sonnenkönigs - hier finden sich viele geschichtlich belegte Begebenheiten, die Sandra Regnier geschickt in die Handlung eingewoben hat. Wie sie selbst im Nachwort zugibt, nicht immer vollständig chronologisch korrekt, aber dafür in die Story passend. Ein Geschichtsexperte mag sich daran eventuell stören, für mich persönlich war das nicht so relevant. Wichtiger ist mir gewesen, dass der Handlungsrahmen als solcher glaubhaft dargestellt ist. Hierfür hat Sandra Regnier verschiedene Briefe der Marquise de Sévigné in das Buch eingestreut. Die Marquise, mit der Julia im Roman das eine oder andere Gespräch führen durfte, ist eine historisch belegte Persönlichkeit, deren Briefe als Klassiker der französischen Literatur verstanden werden. Das Einstreuen dieser Briefe ist ein schöner Kunstgriff, der mir gut gefallen hat.

 

Bislang habe ich noch nichts von Sandra Regnier gelesen. Nachdem ich nun "Die Stunde der Lilie" lesen durfte, bin ich überzeugt, dass ich ab sofort die Augen aufhalten werde, wenn etwas Neues von der Autorin erscheint. Der Schreibstil ist flüssig und angenehm, die Augen fliegen nur so über die Seiten. Ich freue mich bereits auf den nächsten Teil der Reihe, der im Januar 2015 erscheinen soll!

 

Das Fazit: Eine herrliche Zeitreisegeschichte mit vielfältigen Charakteren. Eine starke Hauptfigur, die sich in einem anderen Land unter Fremden bewähren muss. Zwei Männer, die in Julias Leben eine Rolle spielen könnten. Meine Empfehlung für Freunde von Jugendbüchern, in denen es auch mal historisch zugehen darf.

 

Die Bewertung: Fünf von fünf Sternen

Quelle: http://lesemausimbuecherhaus.blogspot.de/2014/09/Rezension-Die-Stunde-der-Lilie.html

Unübersichtlich viele Frauen nehmen ihr Leben selbst in die Hand

Elf Meter: Frauenroman (Frauenromane im GMEINER-Verlag) - Kathrin Schachtschabel

Der erste Satz: "Mit einem Schlag hatte der Gesangsverein in Lürig 18 Mitglieder weniger."

 

Das Äußere: Das E-Book hat ein verheißungsvolles Cover: Es zeigt nur den Teil einer energisch wirkenden Frau im Kittel mit einem Rechen in der Hand. Schade, dass man ihr Gesicht nicht sehen kann, wahrscheinlich würde ihr die Tatkraft schon aus den Augen strahlen. So aber kann man nur erahnen, was die Dame mit dem Rechen noch so Gefährliches vor hat...

 

Das Innere: Das kleine Eifeldorf Lürig wird von einem schlimmen Schicksalsschlag erschüttert: Auf der Fahrt zu einem Fußballspiel des 1. FC Köln kommt nahezu die gesamte männliche Bevölkerung des Dorfes bei einem Busunfall ums Leben. Schlagartig müssen die hinterbliebenen Frauen ihr Leben selbst in die Hand nehmen. Nur Heidrun muss sich weiterhin mit ihrem Mann Peter herumärgern, weil der gar nicht mitgefahren ist - ob ihr dazu nicht etwas einfallen wird?

 

Das Wesentliche: Im Prolog erzählt der junge Hein Badony, einziger Überlebender des schweren Busunglücks, in der Retrospektive von den Geschehnissen vor und während der Busfahrt. Von hier aus hätte die Geschichte nun schnell Fahrt aufnehmen sollen - doch bevor es überhaupt losgeht, werden sage und schreibe 15 Haupt-, 41 (!) Nebenfiguren und 5 Randfiguren in einem umfassenden Personenverzeichnis vorgestellt. Da habe ich direkt ein wenig Angst bekommen, zumal das Hin- und Herblättern in einem E-Book nicht ganz so schnell geht, wenn man doch mal nachsehen muss, welche Person gerade die Handlung anführt.

 

Aufgrund der hohen Personenzahl war es dann auch gar nicht so einfach, im Roman Fuß zu fassen. Immer wenn ich gerade eine Art von Beziehung zu einer der Personen aufbauen wollte, ging die Handlung mit einer anderen Person schon weiter. Dabei mochte ich zum Beispiel Karin Brücker, Frau des Dorfarztes und ebenfalls Medizinerin, recht gern. Sie hat versucht, ihre Trauer durch Aktivität in den Griff zu bekommen - die Frauen des Dorfes brauchten ja schließlich auch nach dem Tod von Dr. Peter Bauer weiterhin einen Arzt.

 

Die Schicksale der übrigen Hauptpersonen gingen leider im Gemengelage ziemlich unter. Wieso Heidrun Bauer denn nun so unbedingt ihren Mann Peter loswerden wollte, ist mir die ganze Zeit über nicht so recht klar geworden. Wenn Heidrun nun aber wenigstens etwas energischer versucht hätte, ihren Mann los zu werden, hätte sich hier die eine oder andere Quelle für humoristischere Handlungen ergeben können.

 

Eigentlich habe ich mich sehr auf das Buch gefreut. Ich war fest davon überzeugt, dass ich hier einen unterhaltsamen Frauenroman mit einer guten Portion schwarzen Humors finden würde. Leider gab es aber für meinen Geschmack viel zu viele Charaktere, die auf zu viele verschiedene Arten mit dem Tod ihrer Männer fertig zu werden versuchten. Dass die Frauen überhaupt getrauert haben, ist in meinen Augen zu sehr im Hintergrund geblieben. Selbst bei einem Fokus auf schwarzem Humor muss für mich ein Ansatz für Glaubwürdigkeit erkennbar sein, damit ich in den Roman gut einsteigen kann.

 

Karin Schachtschabels Schreibstil hingegen hat mir gut gefallen. Sehr flüssig geschrieben, kommen einige der Damen ländlich-ruppig rüber und wirken somit doch recht authentisch. Ich kann mir gut vorstellen, es noch einmal mit einem anderen Roman der Autorin zu versuchen.

 

Das Fazit: Für mich persönlich waren es ein paar zu viele Charaktere, was dazu geführt hat, dass die Handlung aufgrund der vielen Szenen- und Protagonistenwechsel sehr in den Hintergrund trat. Das Buch hat mich daher leider nicht überzeugen können, obwohl der Schreibstil viel Potenzial hat.

 

Die Bewertung: Zwei von fünf Sternen

Quelle: http://lesemausimbuecherhaus.blogspot.de/2014/09/Rezension-Elf-Meter.html

Ein spannend-gefährliches Wochenende

Operation Maulwurf - Mila Roth

Der erste Satz: „Du hast was?“.

 

Das Äußere: Ganz in der Tradition des Serials, zeigt auch dieses Cover den Scherenschnitt einer Frau mit Mixer in der Hand und einen Gegenstand mit Bezug zum jeweiligen Inhalt, hier ist es ein Handy bzw. ein GPS-Gerät. Das erhöht den Wiedererkennungswert.

 

Das Innere: Janna Berg, die „Aushilfe“ des Geheimdiensts, der sich unter dem Namen „Institut für europäische Meinungsforschung“ tarnt, möchte das freie Wochenende für Renovierarbeiten nutzen. Ihre Eltern haben vorgeschlagen, dass Janna und ihre beiden Pflegekinder in das größere Gebäude auf dem gemeinsamen Hof umziehen, und haben die Kinder auf einen Campingausflug mitgenommen. Parallel hat der Geheimdienst mit einem möglichen Maulwurf zu kämpfen, der scheinbar geheime Informationen unter der Hand an den Verbrecher Burayd und seine Organisation „Söhne der Sonne“ weitergibt.

Janna Bergs Einsatz im letzten Fall hat dafür gesorgt, dass es für diese Organisation recht brenzlig wurde – und aus Rache wird Janna in ihrem Haus überfallen und bedroht. Glücklicherweise ist Jannas Partner Markus Neumann gerade noch früh genug zur Stelle, um sie zu retten. Doch das ist nur der Beginn eines abenteuerlichen Wochenendes für die beiden. Ob der Maulwurf wohl auch hier die Finger im Spiel hat?

 

Das Wesentliche: Nachdem ich nun schon den vierten Teil des Serials gelesen habe, habe ich während der Lektüre immer mehr das Gefühl, nach Hause zu kommen. Die Charaktere festigen sich – so redet Janna z. B. weiterhin ohne Punkt und Komma, wenn sie aufgeregt ist, und bringt Markus Neumann damit mehr als einmal auf die Palme. Gleichzeitig zeigen sie auch immer etwas mehr von ihrer Persönlichkeit. Markus Neumann beispielsweise hat gerade in diesem Teil nicht nur seine Vorliebe für Hausmannskost verraten, sondern es wurde auch angerissen, dass es Differenzen zwischen Markus und seinem Vater gibt. Hier erfahren wir bestimmt in den nächsten Teilen mehr!

 

Der aktuelle Fall reicht tief in die Strukturen der Geheimdienst-Organisation hinein. Und so steht dieses Mal die Identifikation des Maulwurfs auf der Tagesordnung – parallel muss sich Markus Neumann darum kümmern, dass Janna nichts zustößt. Während Markus sich weiterhin kategorisch weigert, Janna als berufliche Partnerin anzuerkennen, kommt Janna auch dieses Mal auf die bekannt kreative Art und Weise zu tollen Lösungen, die so typisch für sie ist.

 

Ganz besonders gefallen mir übrigens immer die Stellen, an denen es für Janna etwas knifflig wird, weil sie ja weiterhin ihren Nebenjob beim Geheimdienst vor ihrer Familie verbergen muss. Dieses Mal ist es ihre Schwester Jette, die langsam etwas misstrauisch wird. Wie sich das im Laufe der Zeit weiterentwickeln wird, darauf bin ich schon sehr gespannt.

 

Wichtig zu wissen: Die Vorgänger-Serials (Teile 1 bis 3) muss man nicht unbedingt kennen, um diesen Teil zu lesen und zu verstehen. Jannas Situation und auch der Geheimdienst mit seiner Mannschaft werden ausreichend gut erklärt, um gut in die Geschichte hineinzufinden und ohne den Leser mit zu vielen Details aus der Vergangenheit zu überfrachten. Dadurch gibt es auch die Möglichkeit, die Vorgängerbücher erst im Nachgang zu diesem Teil zu lesen und daran Freude zu haben.

 

Das Fazit: Wieder ein Serienteil wie er sein muss. Spannung, Kurzweil, und es prickelt so langsam etwas mehr zwischen den Hauptprotagonisten. Glücklicherweise braucht man sich keine Gedanken machen, dass den Hauptpersonen in den gefährlichen Situationen etwas zustößt – die Serie muss ja weitergehen :-) Unbedingt auch dieses Mal wieder lesen oder – noch besser – mit Teil Eins beginnen, sofern noch nicht geschehen.

 

Die Bewertung: Vier von fünf Sternen

Quelle: http://lesemausimbuecherhaus.blogspot.de/2014/07/Rezension-Operation-Maulwurf.html

Vergnügliche Tierpension mit Hindernissen

Das Miezhaus: Roman - Ulrike Renk

Der erste Satz: „Mist“, Judith rieb sich das Knie und ließe eine Reihe kreativer Flüche folgen.

 

Das Äußere: Das Cover zeigt neben dem Titel des Romans auch eine kleine Katze – was sicher keine grafische Höchstleistung ist, aber als E-Book gerade noch so durchgeht. Außerdem sieht die Katze richtig niedlich aus :-)

 

Das Innere: Die geschiedene, alleinerziehende Judith verliert ihren Job und sieht die Gelegenheit gekommen, ihren Traum zu verwirklichen: eine eigene Tierpension. Glücklicherweise lebt sie in einer Hausgemeinschaft mit ihrer eigenen Familie – Vater, Tante und Cousin – so dass zumindest räumlich nichts dagegen spricht. Wenn da nur nicht der neue Mieter Alex wäre, mit dem Judith zunächst aneinander gerät. Aber Alex – ein ebenfalls allein lebender, attraktiver Mann, der passenderweise auch noch in Judiths Alter ist – ist glücklicherweise Tierarzt und gar nicht mal so unsympathisch. Alex muss aber erst einmal die turbulente Hausgemeinschaft verstehen und sich außerdem mit seiner angehenden Ex-Frau Sonja auseinandersetzen, bevor sich eine Möglichkeit zur Annäherung ergibt…

 

Das Wesentliche: Der Roman ist im Droemer Knaur Verlag unter dem Label „feelings“ erschienen und macht dem Genre „Liebesroman“ dabei alle Ehre.

 

Judith und ihre Tochter Edith lernt man zuerst kennen. Judith organisiert ihr Leben rund um Arbeit, Kind und Haustiere herum recht gut. Besonders die Haustiere spielen eine große Rolle in Judiths Leben. Vor allem der Malamute namens Aputi (Wie ich im Roman gelernt habe das ist eine Rasse, die gerne mit einem Husky verwechselt wird) hat den einen oder anderen charmanten Auftritt. Nachvollziehbar, dass die Liebe zu den Tieren für Judith auch den Ausschlag gegeben hat, es mit einer Tierpension zu versuchen.

 

Nun besteht die Chance, dass sich Judith über ein Praktikum in der Tierklinik erste Sporen im Hinblick auf die Betreuung von Tieren verdient. Was für ein Zufall, dass Alex ebenfalls in dieser Klinik als Tierarzt tätig ist! Judith und Alex kommen sich – wie soll es auch anders sein – im Laufe der Zeit etwas näher, obwohl sich beide aufgrund ihrer gescheiterten Beziehungen ungern auf etwas Neues einlassen möchten. Schließlich hat Alex noch ziemliche Sorgen mit seiner ehemaligen Frau, die mit seinem Praxiskollegen Michael zusammen ist, der auf einmal an der Erziehung von Alex eigenem Sohn beteiligt ist. Da sind Reibereien natürlich vorprogrammiert, aber Alex schlägt sich ganz tapfer mit seiner ersten eigenen Wohnung nach der Ehe und mit der wochenendlichen Betreuung seines kleinen Sohns Max.

 

Sicher laufen die Vorbereitungen für Judiths künftige Tierpension etwas zu reibungslos ab, um total glaubwürdig zu sein. Es ist genug Geld da, die Handwerker machen auch alles richtig, und Cousin Sam zaubert mal eben eine Homepage hin. Im Handumdrehen sieht Judith ihren Traum verwirklicht – fast ohne dass sie selbst viel hätte unternehmen müssen. Hier wäre der eine oder andere Stolperstein vielleicht ganz gut gewesen, um etwas Würze in die Geschichte zu bringen.

 

Ganz toll fand ich jedenfalls die Zusammenkünfte der Familie, bei der Judith immer auf die Schnelle etwas Leckeres zu Essen auf den Tisch gezaubert hat. Das war so eine einladende Atmosphäre, dass ich mich am liebsten schon selbst eingeladen hätte.

 

Überhaupt lebt der Roman ganz besonders auch durch die Nebendarsteller. Judiths etwas verschrobener Vater und dessen Schwester sowie Judiths Cousin Sam sind alle ganz bezaubernd. Die Familie hält zusammen, grenzt aber auch dem neuen Mitbewohner Alex nicht aus, was mir gut gefallen hat.

 

Das Fazit: Ein leichter, unterhaltsamer Liebesroman, mit dem man ein paar schöne Stunden verbringen kann. Wer seine Lesezeit in dem trubeligen Miets- ääh Miezhaus verbringen möchte, der wird sicher direkt von der Hauptperson eingeladen, zum Essen zu bleiben. In diesem Fall bitte unbedingt „Ja“ sagen!

 

Die Bewertung: Vier von fünf Sternen

Quelle: http://lesemausimbuecherhaus.blogspot.de/2014/07/rezension-das-miezhaus-von-ulrike-renk.html

Mordfall mit Schöffin – erstaunlich gut

Unschuldslamm (Schöffin Ruth Holländer, #1) - Judith Arendt

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Der erste Satz: „Der Blick aus seinen schwarzen Augen folgte ihr überallhin.“

 

Das Innere: Ruth Holländer hat eigentlich schon genug zu tun mit ihrem Café, ihren Kindern, ihrem geschiedenen Mann und mit ihrem Leben überhaupt. Doch nun wird sie unerwartet zur Schöffin berufen, und gleich der erste Fall geht Ruth Holländer so nahe, dass er sie Tag und Nacht nicht loslässt: ein junger Kurde soll seine Schwester getötet haben, und das junge Mädchen ging auch noch zur gleichen Schule wie Ruths Tochter Annika. Ein gefundenes Fressen ist der Fall für die Presse – doch Ruth blickt hinter die Kulissen, denn sie glaubt, dass mehr als nur ein „Ehrenmord“ hinter der ganzen Angelegenheit steckt…

 

Das Wesentliche: Ruth Holländer ist klasse! Sofort nach dem ersten Kennenlernen schließt man die fast 50-jährige Protagonistin ins Herz. Es ist so sehr nachvollziehbar, dass Ruth erst einmal aus dem Häuschen ist, als sie den Brief erhält, der sie zur Schöffin beruft. Schließlich muss man sich für eine solche Aufgabe erst einmal frei schaufeln, und das ist nichts, was die Inhaberin eines gut laufenden französischen Bistros mal so eben regeln kann. Gut nur, dass ihr ihre Mitarbeiterin und Freundin Jamila tatkräftig unter die Arme greift und immer ein offenes Ohr für sie hat.

Der Fall, mit dem sich Ruth auseinandersetzen muss, hat es in sich: es geht um den Mord an der jungen Derya, einem Mädchen kurdischer Herkunft, das auf dem Nachhauseweg von einem Treffen mit Freunden erstochen wurde. Ihr Bruder soll der Mörder sein – zumindest sitzt er als Angeklagter vor Gericht.

 

Ruths erster Fall vor Gericht nimmt sie stark mit. So nah dabei zu sein, während über eine so schreckliche Tat berichtet wird – das muss wirklich hart sein. Und während sich Ruth immer mehr mit der schlimmen Angelegenheit auseinandersetzt und dabei erst einmal ihren Platz zwischen Berufs- und Laienrichtern finden muss, offenbart sich dem Leser nach und nach Ruths Charakter. Sie ist eine durch und durch integere, warmherzige Person, die stets für ihre Kinder und ihre Freunde da ist. Der Wunsch nach der Wahrheit treibt sie an – und dabei wandelt sie stets auf dem schmalen Grat zwischen der gesetzlichen Auflage, sich nicht beeinflussen zu lassen, und ihrem Bestreben, das ganze Geheimnis rund um die Tat in Erfahrung zu bringen.

 

Dadurch, dass wir hier nicht – wie in herkömmlichen Krimireihen – einem Kommissar bei seinen Ermittlungen über die Schulter schauen können, musste Judith Arendt eine andere Art der Annäherung an den Mord und seine Beweggründe finden. Wer jetzt nervenzerfetzende Action-Szenen sucht, wird sie in diesem Roman eher nicht finden. Stattdessen findet der Leser eine auf ungewöhnliche Art konstruierte Kriminalgeschichte, in denen sich Szenen vor Gericht mit Rückblenden abwechseln. Nicht zuletzt machen zwischendurch eingestreute „Beweismittel“, z.B. Auszüge aus Einsatzprotokollen oder Befragungen, die Geschichte authentisch und glaubhaft. Mir hat genau diese andere Herangehensweise an die Aufklärung eines Mordfalles enorm gut gefallen! Zudem habe ich nebenbei einiges über die Aufgaben als Schöffe gelernt, was mir zuvor so noch nicht klar war.

 

Judith Arendts Schreibstil ist locker und flüssig. Es macht überhaupt keine Mühe, der Geschichte zu folgen, und die recht kurzen Kapitel sorgen darüber hinaus stets für einen veränderten Blickwinkel und somit für Abwechslung.

 

Sehr gerne habe ich aber auch einfach nur über Ruths „Alltagszenen“ gelesen: wie sie mit ihrer Tochter am Frühstückstisch sitzt, wie sie mit Jamila im Laden das Essen vorbereitet, oder Einkäufe für ihr Bistro macht. Es wäre schön, in den nächsten Büchern der Reihe nach und nach mehr über Ruths Familie und Freunde zu erfahren. Und natürlich gönne ich Ruth als alleinstehender Frau im weiteren Verlauf ihrer Gerichtsfälle auch eine Liebesgeschichte – wenn sie nicht gar so plötzlich kommt, wie es hier unnötigerweise der Fall war.

 

Das Fazit: Ein ganz hervorragender Auftakt zu einer hoffentlich langlaufenden Reihe rund um die Schöffin Ruth Holländer! Freunde von gut konstruierter Kriminalliteratur mit warmherzigen Charakteren werden hier voll auf ihre Kosten kommen und sollten zugreifen.

 

Die Bewertung: Vier von fünf Sternen

Poetisch aber zu langatmig

Die Liebesnachricht: Roman - Maria Ernestam
Der erste Satz: „Mein Vater starb auf dem Pferderücken.“

Das Innere: Mariana und ihre beiden Schwestern stammen aus einer Schaustellerfamilie, die in einer schwedischen Kleinstadt sesshaft geworden ist. Doch ein Schicksalsschlag begleitet die drei Schwestern seit der Kindheit: der Vater ist auf seinem Karussell ermordet worden. Lange Jahre rührt niemand mehr an den unaufgeklärten Fall, bis die ehemalige Bäckerei auf einmal einen neuen Bewohner bekommt: Amnon, der aus Amerika kommt und über die kleine Stadt ein Buch schreiben will. Seine Recherchen fördern jedoch nicht nur gute Erinnerungen zutage…

Das Wesentliche: Eine schwedische Kleinstadt wird von einem Fremden aufgemischt und zerbricht fast an den ans Licht der Öffentlichkeit gezerrten Geheimnisse – so ähnlich habe ich mir die Geschichte vorgestellt. Und genau so ist auch die Handlung, allerdings ohne die von mir erhofften spannungsreichen Elemente. Stattdessen findet sich in Maria Ernestams Roman ein sich langsam entwickelnder Handlungsstrang, der viel Zeit lässt für die Interaktion der Protagonisten.

 

Seltsamerweise bin ich im Laufe des Buches mit niemandem außer Mariana, der Hauptfigur, richtig warm geworden. Bis etwa zur Mitte des Buches konnte ich die verschiedenen Bewohner der schwedischen Kleinstadt noch nicht einmal richtig auseinanderhalten, so blass erschienen mir die Charakterzüge. Selbst Marianas Schwestern Elena und Karolina waren für mich austauschbare Figuren, denen ich mich nicht nahe fühlen konnte.

Lange habe ich überlegt, woran das gelegen hat. In meinen Augen ist es einfach so, dass die Protagonisten so dermaßen mit sich selbst und ihrer jeweiligen Situation beschäftigt sind, dass sie dem Leser keine Chance bieten, ihnen nahe zu kommen. Ich denke, dass die Autorin damit die Ortschaft und ihre Bewohner allerdings durchaus authentisch geschildert hat.

Mariana ist jedenfalls eine enorm sympathische Person, die ein offenes Ohr für jeden hat. Ihr Spielzeuggeschäft ist eine zentrale Anlaufstelle in der Stadt, in der jeder jeden kennt. Mariana hat eine besondere Bürde zu tragen, denn sie selbst hat den Vater tot aufgefunden, als sie noch ein junges Mädchen war. Sie und ihre Schwestern haben dem Unglück zum Trotz ihren Platz in der Stadt gefunden, obwohl die damaligen Ereignisse unaufgeklärt blieben.

Die drei Schwestern haben ein besonderes Talent: sie sind Puppenspielerinnen. Und wie sie die Fäden ihrer Marionetten in den Händen halten, scheinen auch ihre Nachbarn und Mitbewohner der Stadt von fremden Händen gelenkt zu werden. Damit hat die Autorin ein schönes Sinnbild für die Unausweichlichkeit der Situation geschaffen, in der sich die einzelnen Personen befinden und aus der sie sich nicht mit eigener Kraft befreien können. Erst Amnon, der geheimnisvolle Fremde, schafft es nach und nach, die alten Strukturen aufzubrechen und die Fäden sozusagen zu entwirren.

Sehr schön fand ich übrigens den Schriftwechsel zwischen Mariana und Yvo, einem befreundeten Puppenspieler. In ihren langen E-Mails tauschen sie sich über ihre Gefühle und über aktuelle Ereignisse auf so elegante Art aus, dass ich nur neidisch werden konnte – so würde ich auch gerne Briefe schreiben können.

Am Ende des Buches werden verschiedene offene Punkte auf eine realistische und nachvollziehbare Art und Weise beantwortet, allerdings auf die gleiche unaufgeregte Art und Weise, in der diese zu Beginn geschildert werden. So ist der Roman zum Teil auch ein Kriminalstück, bei dem einzelne Puzzleteile nach und nach zum großen Ganzen zusammengesetzt werden.

Das Fazit: So ganz konnte ich nicht warm werden mit diesem Roman und seinen Protagonisten. Allzu ruhig floss die Handlung dahin, und die lethargische Haltung einiger Bewohner der kleinen Stadt hat mich beim Lesen leider angesteckt, weswegen ich unverhältnismäßig lange gebraucht habe, das Buch durchzulesen. Dennoch hat mir der Handlungsaufbau gefallen, und die bildhafte Sprache ist oft sehr poetisch. Für Freunde ruhigerer Handlungsabläufe deswegen dennoch eine Leseempfehlung.

Die Bewertung: Drei von fünf Sternen
Quelle: http://lesemausimbuecherhaus.blogspot.de/2014/01/rezension-die-liebesnachricht-ernestam.html

Macht glücklich schon beim Durchblättern

Wohnideen aus dem wahren Leben: Inspirationen der besten Wohnblogger - Petra Harms

Der erste Satz: „Interior Blogs sind enorm inspirierend und lassen uns die Welt aus einem anderen – vielleicht auch schöneren – Blickwinkel betrachten.“

 

Das Innere: Wohnblogs haben Hochkonjunktur. Da war es nur ein kleiner Schritt hin zur Idee, die schönsten und eindrucksvollsten Ideen der besten Wohnblogger aus verschiedenen Ländern in einem Buch zusammenzustellen. Nicht weniger als 15 Quellen hat Petra Harms in ihrem Buch zu einer spannenden Collage des Wohnens zusammengestellt.

 

Das Wesentliche:  Sonntags morgens gibt es für mich nichts Schöneres, als mich mit Kaffee und Müslischüssel vor den Rechner zu setzen und anzusehen, was meine Lieblingsblogger die Woche über veröffentlicht haben. Hier tummeln sich doch immer die besten und aktuellsten Informationen rund um die Bücherwelt, die Kreativität, das Kochen und – nicht zuletzt – auch das Wohnen. Und an solchen Sonntagen bleibe ich besonders gerne auch bei den Wohnbloggern hängen. Deswegen waren mir auch verschiedene Namen aus dem Buch „Wohnideen aus dem wahren Leben“ schon geläufig.

 

Es ist toll, ihnen allen in diesem Buch wieder zu begegnen: sei es Nadine von herz-allerliebst.de, Ricarda von 23qmstil.blogspot.de oder – natürlich – Holly Becker mit ihrem decor8blog.com. Nicht weniger als 15 Wohnblogger hat Petra Harms zusammengetrommelt, um ihre schönsten Ideen in einem Buch zu versammeln. Neben den deutschen Wohnbloggern sind aber auch Wohnblogger aus den Niederlanden, aus Belgien, Dänemark, Norwegen, Griechenland und Spanien vertreten. Definitiv ist meine Blogroll dadurch um Einiges länger geworden!

 

Petra Harms reiht nicht einfach Bloggerbericht an Bloggerbericht. Wie ein echter Gang durch die Wohnung ist das Buch so aufgebaut, dass vom Eingangsbereich über die verschiedenen Räume bis hin zum Garten jeder Bereich der Wohnung von verschiedenen Seiten beleuchtet wird. Abwechslungsreich wird das Ganze durch ganz konkrete Tipps, die man auf alle Zimmer anwenden kann: wie man Farben kombiniert, wie man für passende Proportionen sorgt, oder welche Rolle Kontraste spielen.

 

Ich fand ganz besonders schön, dass nicht nur die großangelegten Veränderungen, die umfangreiche Renovierungsmaßnahmen erfordern würden, im Buch eine Rolle spielen. Anschaulich wird erklärt, dass gerade auch verhältnismäßig kleine Veränderungen eine große Wirkung erzielen können – z. B. über die Zusammenstellung von sogenannten „Moodboards“ oder das geschickte Arrangieren von Stillleben.

 

Die Bilder sind natürlich allesamt ein Traum. Einmal aufgeschlagen, zieht mich das Buch sofort in seinen Bann, und ich möchte sofort in jeden einzelnen der gezeigten Räume einziehen! Dieses Buch ermöglicht endlich, sich nicht nur über das Internet von den Ideen der besten Wohnblogger inspirieren zu lassen –  dort sind die Bilder leider immer schnell wieder aus dem Sinn.

 

Toll: am Ende des Buches findet sich ein Portrait über jeden der im Buch versammelten Blogger, die wiederum ihre eigenen Lieblingsblogs empfehlen – was einen noch größeren, sozusagen qualitätsgeprüften Fundus an Ideen ermöglicht. 
 
Das Fazit: Dieses Buch ist einfach schön anzusehen. Selbst wenn man nicht sofort jeden Tipp in der eigenen Wohnung umsetzen möchte, hat man Spaß daran, durch das Buch zu blättern. Wer tiefer einsteigen möchte, bekommt aber auch ganz konkrete Hinweise, wie man an die Veränderung in den eigenen vier Wänden am besten herangeht. Deswegen darf dieses Buch bei wirklich niemandem im Bücherregal fehlen, der Freude an diesem Thema hat.
  
Die Bewertung: Fünf von fünf Sternen
Quelle: http://lesemausimbuecherhaus.blogspot.de/2014/01/rezension-wohnideen-aus-dem-wahren.html

Eine spannende Geschichte mit inhaltlichen Lücken

Die Forschenden - Birgit Gürtler

Der erste Satz: „Der Motor des BMW heulte gequält auf, als Patrick einen Waldweg entlangraste.“

 

Das Innere: Ariane Hees ist Übersetzerin und stößt im Radio auf eine Frequenz, die in einer ihr unbekannten Sprache sendet. Durch einen Zufall gelangt sie an Dokumente, mit deren Hilfe sie die fremdartigen Worte entschlüsseln kann. Bereits kurz darauf wird es für Ariane sehr gefährlich, denn plötzlich steht ein Fremder vor ihrer Tür, der diese Dokumente wieder an sich bringen will. Ariane macht sich auf eigene Faust auf den Weg, das ganze Geheimnis hinter den seltsamen Unterlagen zu entschlüsseln und erlebt dadurch ein Abenteuer, mit dem sie niemals gerechnet hätte…

 

Das Wesentliche:  Schnell gelingt dem Leser der Einstieg in die Geschichte. Ariane Hees ist die Hauptfigur: sie ist frisch getrennt und fühlt sich recht einsam. Auch ihr Beruf als Übersetzerin lässt sie nicht unbedingt viel unter Menschen kommen. Die Geschichte beginnt damit, dass Ariane die seltsame Sprache im Radio entdeckt – schnell wird klar, dass hier außerirdische Wesen am Werk sein müssen. Was sie aber auf der Erde vor haben, das kann der Leser zu Beginn nicht ahnen!

 

Glücklicherweise trifft Ariane bald auf Patrick Ebermann, der ursprünglich im Besitz der geheimen Unterlagen war und der sogar als Insider über die Anwesenheit der Außerirdischen auf der Erde berichten kann. Gemeinsam machen sich die beiden daran, die geheimen Vorhaben der Aliens aufzudecken. Darauf, dass die beiden während ihrer spannenden Reise recht unvermittelt in eine kleine Liebesgeschichte stolpern, hätte ich jedoch ganz gut verzichten können.

 

Das Buch ist mit seinen 160 Seiten enorm kurz für den Inhalt. Leider sind die Handlungsstränge dadurch nicht immer konsequent eingeleitet und zu Ende gedacht, so dass ich mich während des Lesens recht häufig gefragt habe, wieso genau jetzt dieses und jenes passiert ist. Das ist sehr schade, denn die Geschichte hätte durch verfeinerte Handlungsabläufe in meinen Augen nur gewinnen können.  Ich kann mir auch gut vorstellen, dass ein paar Seiten mehr auch den Charakteren sehr gut getan hätten, denn so ganz konnte ich mich mit keinem der Protagonisten richtig anfreunden. Besonders Patrick konnte ich bis zum Schluss des Buches nicht richtig einschätzen.

 

Man merkt Birgit Gürtler an, dass sie Freude an mysteriösen Geschehnissen und mystischen Orten hat. So spielt ein Teil der Handlung auch in Peru und bindet dabei die sogenannten Nazca-Linien ein. Die Nazca-Linien sind große Ornamente und Figuren, die man jedoch erst aus großer Entfernung – z. B. aus dem Weltall heraus – erkennen kann. Ich fand es spannend, dass die Handlung zum Teil auch dieses Thema mit eingebunden hat – genauso wie die bekannten Kornkreise, deren Entstehen zum Teil auch Außerirdischen zugeschrieben wird, ebenfalls Verwendung im Buch fanden.

 

Obwohl das Buch sich sehr flüssig lesen lässt, ist der Schreibstil von Birgit Gürtler nicht ganz stringent. So findet man an der einen oder anderen Stelle Ausdrucksweisen, die stilistisch nicht zum Rest des Buches passen (z. B. „seine Lebensgeister waren gewichen“, „es war Patrick unmöglich, seinem Freund zu helfen“). Diese zum Teil umständlichen Ausdrücke haben mich an den jeweiligen Stellen immer kurz beim Lesen innehalten lassen. Diese Stellen hätte das Lektorat des Sieben-Verlags normalerweise herausarbeiten müssen.

 

Das Fazit: Ein Buch mit einem vielversprechenden Plot und tollen Ideen, die durchaus mehr Detailreichtum vertragen hätten. Als Leser muss man damit leben, dass nicht alle Fragen beantwortet werden – dann kann man eine rasante Geschichte mit wechselnden Schauplätzen erleben.

 

Die Bewertung: Drei von fünf Sternen

 

Quelle: http://lesemausimbuecherhaus.blogspot.com/2014/01/rezension-die-forschenden-von-birgit.html

Spannend und gar nicht so unrealistisch

Blow Out - Uwe Laub

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Der erste Satz: „Etwas läuft schief.“

 

Das Äußere: Das Titelbild zeigt eine explodierende Bohrinsel – mit diesem Bild scheint der Verlag eher Männer als Frauen ansprechen zu wollen. Auf den ersten Blick sieht das Buch dadurch wie ein harter Action Thriller aus – dass hier mehr dahinter steckt, erkennt man erst beim Blick auf das kleingedruckte am unteren Rand des Buches: „Die Nordsee. Das Wasser steigt. Die Katastrophe hat begonnen.“

 

Das Innere: Deutschland, 2052 – das Wasser steigt unaufhörlich. Der Journalist Nick Schäfer ist auf dem Weg zu seiner Mutter, die aus ihrem kleinen Dorf an der Nordsee evakuiert werden muss, da ihr Haus droht, in den Fluten zu versinken. Währenddessen stolpert Emma Fisher, Nicks Exfreundin, über brisantes Material in einer geheimen Akte in der Berliner US-Botschaft. Diese Akte ist so brisant, dass sich Emma auf einmal auf der Flucht vor der NSA wiederfindet – ihr einziger Ausweg ist das Publikmachen des gefährlichen Inhalts. Doch wird ihr das mit der Hilfe ihres Exfreundes und vor dem Hintergrund des ständig steigenden Wassers auch gelingen?

 

Das Wesentliche:  Zunächst einmal: Definitiv täuscht das Cover – dieses Buch ist natürlich (auch) für Frauen geschrieben. Nicht nur, weil die Hauptfigur des Romans weiblich ist – nein, weil die Geschichte einfach jeden mitreißt. Ein paar Seiten muss man nur lesen, schon beginnt eine abenteuerliche Verfolgungsjagd im wahrsten Sinne des Wortes. Auf jede nur erdenkliche Art und Weise müssen Emma und Nick sich vor den US-Behörden, die hinter ihnen her sind, in Sicherheit bringen – sei es zu Fuß, zu Wasser oder in der Luft.

 

Dementsprechend wechseln die Schauplätze im Laufe des Buches immer wieder. Das macht das Tempo des Romans aus – man kommt kaum zum Atem holen. Über ein, zwei nicht ganz realistische Szenen bin ich dabei allerdings auch gestolpert: Emma hat kein Geld und in Anbetracht der gegenüber heute nochmals verbesserten technischen Möglichkeiten auch kaum Chancen, ihre digitalen Spuren zu verwischen. Doch glücklicherweise hat sie eine wertvolle Kette um den Hals, die sie beim Pfandleiher versetzen kann. Dies ermöglicht erst die Flucht der beiden Hauptprotagonisten – etwas, was man in meinen Augen etwas eleganter hätte lösen sollen. Auf der Flucht verstecken sich die zwei dann irgendwann auch in Nicks Elternhaus – darauf kommt ja jeder Verfolger sofort, so dass man die Uhr danach stellen kann, wann die NSA den beiden auf die Schliche kommt. Auch das fand ich etwas schade. Davon aber einmal abgesehen – reinste Spannung!

 

Emma sucht Hilfe bei ihrem Exfreund Nick. Und natürlich sind die Gefühle zwischen den beiden noch nicht ganz erloschen. Ich war sehr dankbar, dass der Autor dies zwar immer mal anklingen, die Romantik aber im Großen und Ganzen eher außen vor lässt. Das wäre auch nicht glaubwürdig und deswegen in meinen Augen gar nicht passend gewesen. Mir hat gut gefallen, wie sich die beiden Hauptfiguren im Laufe des Buches entwickelt haben. Während Emma zu Beginn eher als die starke Person erscheint, die sich nicht davon aus der Fassung bringen lässt, dass ihr normales Leben gerade in Scherben zerfällt, ist Nick aufgrund seiner Erlebnisse an der überfluteten Nordseeküste der sensiblere Part. Während die Geschichte weiter vorangetrieben wird, zeigen beide Charaktere nach und nach weitere Facetten ihrer Persönlichkeit, die schließlich ein gutes Gesamtbild ergeben.

 

Wie auf einer Schnitzeljagd versuchen Emma und Nick die Puzzlesteine zusammen zu setzen, um den Inhalt der brisanten Akte, der scheinbar mit dem Anstieg des Meeresspiegels zu tun hat, ganz entschlüsseln zu können. Auf ihrem Weg begegnen ihnen viele sehr unterschiedliche Personen, die es manchmal gut, manchmal aber auch gar nicht gut mit den beiden meinen. Kaum glaubt sich der Leser sicher, geht die Handlung schon wieder rund – aber dass man beim Lesen kaum Zeit zu Atmen hat, habe ich ja schon erwähnt.

 

Sehr beklemmend fand ich übrigens die Schilderung der langsam versinkenden Nordseeküste. Genau so könnte es tatsächlich eines Tages passieren – wie furchtbar. Die Vorstellung, dass so viele Menschen ihrer Heimat beraubt werden könnten, hat mich mehr als einmal schaudern lassen. Gerade dass die Handlung in Deutschland spielt macht die fiktive Geschichte in meinen Augen erst richtig erlebbar. Und Nick Schäfers Mutter steht stellvertretend für alle diejenigen, die ihre Häuser verlassen müssen und nie wieder zurückkehren können - wirklich extrem!

 

Uwe Laub hat ein tolles Debut hingelegt, das mir sehr gut gefallen hat. Auch deutsche Autoren können Thriller schreiben, das wäre hiermit einmal mehr bewiesen. Leichtfüßig führt Uwe Laub den Leser durch den Roman – dabei finden auch wissenschaftliche Erläuterungen auf geschickte Art und Weise ihren Platz in der Handlung.

 

Das Fazit: Ein rasanter Action-Thriller eines deutschen Autors – meine Empfehlung für Leute, die sich für Spannungsliteratur mit zahlreichen Schauplätzen und einem breit gefächerten Handlungsbogen begeistern. Dabei fallen geringfügige Schwächen in der Handlung kaum ins Gewicht, so dass ich das Buch sehr gerne weiterempfehle.

 

Die Bewertung: Vier von fünf Sternen

Quelle: http://lesemausimbuecherhaus.blogspot.de/2013/11/rezension-blow-out-von-uwe-laub.html

Ein Leuchtturm der Liebe

Das Licht zwischen den Meeren: Roman - M. L. Stedman

Der erste Satz: „An dem Tag, als das Wunder geschah, kniete Isabel gerade an der Kante der Klippe und pflegte das neue Grab mit dem kleinen aus Treibholz gezimmerten Kreuz.“

 

Das Äußere: Ein symbolhaftes Bild – das eines Leuchtturms, unten gezeichnet, oben real anmutend. Dieser Zwiespalt zeigt was ist und was sein könnte und passt insofern perfekt zum Inhalt der Geschichte.

 

Das Innere: Tom Sherbourne, ein junger Mann gezeichnet von dem, was er im Ersten Weltkrieg erlebt hat, wird als Leuchtturmwärter auf einer einsamen Insel in Australien angeheuert. Die alltägliche, gleichförmige Arbeit ist genau das, was er braucht, um wieder einen Platz im Leben zu finden. Seine junge Frau Isabel teilt sein einsames Leben auf der Insel – und ein Kind würde ihr Glück vollkommen machen. Da wird eines Tages ein Baby in einem Ruderboot ans Ufer der Insel getrieben – der einzige Begleiter des kleinen Wesens ist eine männliche Leiche. Tom und Isabel treffen eine schwerwiegende Entscheidung und ziehen das kleine Mädchen als ihr Kind auf. Doch irgendwo hoffen möglicherweise die Angehörigen der Kleinen immer noch auf ihre Rückkehr…

 

Das Wesentliche: Allein schon das Lesen des Klappentextes macht neugierig auf den Roman. Ein junges Paar allein am Ende der Welt, ein sehnlicher Kinderwunsch und dessen unerwartete Erfüllung auf Kosten anderer – dahinter steckt doch sicher eine spannende Geschichte! Was aber tatsächlich im Buch auf den Leser wartet, ist noch viel, viel mehr.

 

Zunächst sind da zwei sehr gegensätzliche Persönlichkeiten: der Kriegsheimkehrer Tom, auf seine Weise versehrt durch das Grauen des Krieges, der nichts lieber will als sich vor der Welt verschließen – und Isabel, die junge, lebenslustige Frau, die kurzerhand entscheidet, dass Tom in Zukunft nicht mehr ohne sie leben soll. Ihre zärtliche Annäherung hat mich direkt gefangen genommen – wobei ich nicht so recht glauben konnte, dass Isabel tatsächlich in der Einsamkeit der abgelegenen Insel und des Leuchtturms zurechtkommen würde. Doch Isabel meistert die Tage mit erstaunlicher Gelassenheit und auch Freude.

 

Manche Bücher, die auf einen oder wenige Schauplätze reduziert sind, führen schnell zu einer Art Langeweile beim Lesen – das ist hier ganz und gar nicht der Fall! Ich fühlte mich dem Leben auf der Leuchtturm-Insel durch die angenehmen Bilder, die die Autorin durch ihre Schreibweise in mir erzeugt hat, selbst enorm zugetan.

 

Und so habe ich den beiden Protagonisten natürlich sehr gewünscht, dass ihr sehnlicher Wunsch nach einem Kind in Erfüllung geht – insofern konnte ich recht gut nachvollziehen, was die beiden dazu bewogen hat, ihr Glück in die Hand zu nehmen und das kleine Mädchen bei sich aufzuziehen. Eine Zeitlang scheint alles gut zu gehen – doch die Gewissensbisse machen dem rechtschaffenen Tom sehr zu schaffen.

 

Nachvollziehbar, dass er gerade wegen seiner schrecklichen Kriegserlebnisse niemandem mehr ein Leid zufügen will. Doch der Zwiespalt, in dem Tom steckt, hat mich zugleich wütend und traurig gemacht, denn jede Entscheidung, die er trifft, hat Auswirkungen auf die Zukunft der kleinen Familie. Hier ist der Leser enorm gefordert: ständig bin ich selbst zwischen der Moral, dem, „was richtig ist“, und dem, was das Herz sagt, hin- und hergeschwankt. Toms Zerrissenheit hat sich dabei förmlich auf mich übertragen: ich konnte jeden von Toms Schritten nachvollziehen, obwohl mich jeder einzelne davon zugleich wütend gemacht hat.

 

Und darin liegt auch ein Zauber dieses Buchs: man wünscht den Protagonisten und vor allem auch dem kleinen Mädchen immer nur das Beste – und findet sich selbst dadurch in einem moralischen Zwiespalt wieder, der seinesgleichen sucht. Das muss einem Autor erst einmal gelingen – auf unaufdringliche Art und Weise genau ein solches Gefühl im Leser zu erzeugen. Natürlich bleibt dem Leser bei aller Dramatik dennoch genug Zeit, um die herrlichen Landschaften und das raue Meer zu genießen.

 

Das Fazit: Tolle Landschaften, sympathische Hauptpersonen, wichtige Entscheidungen und enorme Konsequenzen –  kombiniert mit einer abwechslungsreichen, in die Handlung förmlich hineinziehenden Sprache. Das ist großes Buchkino!

 

Die Bewertung: Vier von fünf Sternen

Quelle: http://lesemausimbuecherhaus.blogspot.de/2013/11/rezension-das-licht-zwischen-den-meeren.html

Liebe ohne Grenzen

Warte auf mich: Roman - Philipp Andersen;Miriam Bach
Der erste Satz: "Ach Mirchen, wie sollen wir denn leben?"
 
Das Äußere: Ein schönes, eher kleinformatiges Hardcover-Buch ist das. Das Deckblatt zeigt zwei Menschen, die im Regen auf grauem Asphalt miteinander spazieren. Für mich ein passendes Sinnbild für die Tragik des Romans. 
 
Das Innere: Philipp Andersen ist schon lange Jahre ein angesehener Schriftsteller. Bereits über 50, hat er sein Leben im Griff, eine Frau, die er liebt, und einen Beruf, der ihn ausfüllt. Bis er der fast 20 Jahre jüngeren Miriam Bach begegnet, einer Schriftstellerin, deren großer Durchbruch noch vor ihr liegt. Unverhofft tritt die Liebe in ihr Leben, unaufhaltsam und unentrinnbar. So entsteht eine wahre Berg- und Talfahrt der Gefühle. Ob sich beide so aufeinander einlassen können, dass sie ihre bestehenden Bindungen - und ihr Freiheitsdenken - außer Acht lassen werden, oder ob ihre Beziehung von vornherein zum Scheitern verurteilt ist?
 
Das Wesentliche: Was für ein Roman! Fast unscheinbar von außen, aber mit welcher gefühlsmäßigen Gewalt versehen. Ich bin immer noch baff, und nach diesem Roman bin ich förmlich in ein Lese-Loch gefallen, denn nichts kann der wunderbaren Sprache dieses Buches das Wasser reichen. Aber erst einmal alles auf Anfang.
 
Zu Beginn gibt es nur eine kleine Begegnung der beiden Autoren auf der Feier eines Verlags. Eine erste gemeinsame Nacht verläuft nahezu harmlos. Miriam - liebevoll "Mirchen" genannt - erscheint spröde, fast ruppig. Philipp ist der gesetzte ältere Herr, der fest im Leben steht. Beide passen auf den ersten Blick gar nicht zusammen, und dann schlägt die Liebe im Leben der beiden ein wie ein Blitz. 
 
Beide erzählen die Phasen ihrer Liebe aus ihrer jeweiligen Sicht - und so liest man als Leser manches Mal ein und die selbe Situation aus beiden Blickwinkeln, denn die Erzähler wechseln sich jeweils ab. Man erkennt als Leser sofort anhand des wechselnden Schriftbilds, welcher der beiden Protagonisten gerade "an der Reihe ist". Diese tagebuchartige Erzählweise hat mich sehr gefangen genommen, denn dadurch hatte ich das Gefühl, immer richtig nah dabei zu sein. Die jeweiligen Gefühlslagen der beiden Autoren wurden durch diese Tagebucheinträge sehr transparent. Ich konnte mitfühlen, mitlachen und auch mitweinen. Beide Sichtweisen waren für mich dabei immer absolut verständlich - auch wenn ich manches Mal am liebsten mit der Faust auf den Tisch geschlagen hätte, wenn ich miterleben musste, wenn sich einer der beiden zurückgezogen hat. Genau so habe ich aber auch vor Freude fast geweint, wenn die beiden sich dann wiedergesehen haben. 
 
Auf den ersten Blick könnte man denken, das Buch ist nur eine weitere dieser tragischen Liebesgeschichten, wie es schon so viele auf dem Markt gibt. Davon sollte man sich nicht täuschen lassen. Denn die beiden Autoren haben so eine wunderbare Ausdrucksweise und finden so gefühlvolle Worte, die zwar stilistisch unterschiedlich sind, jedoch perfekt ineinander greifen. Damit werden nicht nur die Gefühle des Lesers angesprochen, sondern das Buch ist darüber hinaus auch literarisch ein Genuss. 
 
Das Fazit: Für mich die beste Neuerscheinung bisher in diesem Jahr. Das Buch hat mich nachhaltig beeindruckt - so wird es auch jedem anderen Leser gehen, der in der Lage ist, sich in einer Liebesgeschichte zu verlieren. Bitte lesen!
 
Die Bewertung: Fünf von fünf Sternen
Quelle: http://lesemausimbuecherhaus.blogspot.de/2013/06/rezension-warte-auf-mich-von-philipp.html

Übersinnlichkeit, dunkel und verwirrend

Niceville - Carsten Stroud

Der erste Satz: "Die Polizei von Niceville brauchte nicht einmal eine Stunde, um die Person zu finden, die den Jungen zuletzt gesehen hatte: Alf Pennington."

Das Äußere: Das Cover ist ungewöhnlich düster und zeigt ein von Schatten unterlegtes männliches Gesicht. Die abgebildete Person hat eine Zigarre zwischen die Lippen geklemmt, ihre Augen kann man gar nicht erkennen. Es sieht so aus, als würde man als Leser von einem Unbekannten insgeheim beobachtet. Gruselig! Sehr schön gemacht ist aber der Buchschnitt - hier sieht man schemenhafte Vögel aus einem schwarzen Untergrund aufsteigen. Eine gute Idee, zumal das Motiv der Vögel - es sind Krähen - auch mehrfach im Buch vorkommt. Allerdings hat der dunkle Buchschnitt bei mir das Bedürfnis ausgelöst, mir öfter mal beim Lesen die Hände zu waschen, was bestimmt nicht im Sinne des Erfinders war.

Das Innere: In Niceville geschehen mysteriöse Dinge. Ein Junge verschwindet und wird in einer alten Gruft wiedergefunden. Seine Eltern verschwinden ebenso. Während Nick Kavanaugh als Ermittler versucht, Licht ins Dunkle zu bringen, überfallen Merle Zane und Charlie Danziger eine Bank und fliehen vor der Polizei. Von hier aus liefert der Roman in rasantem Tempo dem Leser eine ungewöhnliche Story mit zahlreichen falschen Fährten. Welche Rolle dabei "die Familien" spielen, die von den Geschehnissen ebenfalls nicht unbehelligt bleiben, und wie Nicks Frau Kate damit zusammenhängt, das und vieles mehr sollte jeder selbst herausfinden, der sich in das Buch hinein traut...

Das Wesentliche: Mir hat es dieses Buch ehrlich nicht leicht gemacht. Schon zu Beginn fand ich nicht so recht den Einstieg in ein fesselndes Leseerlebnis. Das hat mich ganz besonders überrascht, denn ich bin sonst für Bücher dieser Art und dieses Inhalts sehr zu haben. Gebt mir ein Buch mit übersinnlichen Themen, und ich bin dabei! Hier aber nicht, und ich kann noch nicht einmal genau erklären, woran es lag, dass ich keinen Zugang zum Buch fand.

Die von Carsten Stroud geschaffene Atmosphäre ist sehr ungewöhnlich und auch faszinierend. Ich hatte ständig das Gefühl, auf irgendwelchen staubigen, vor Hitze flirrenden amerikanischen Straßen unterwegs zu sein, fern von allen Freunden. So ein Gefühl im Leser auszulösen ist in meinen Augen schon beachtlich. Dennoch habe ich mich im und mit dem Buch nicht wohl gefühlt.

Dazu hat sicher zum Teil beigetragen, dass ich mit den Protagonisten nicht recht warm wurde. Allein schon die auftauchenden Namen haben mir zu Schaffen gemacht. Ich konnte die auftretenden Personen einfach nicht auseinander halten. Da gab es z. B. Yaztremski, Dale Jonquil oder Twyla Littlebasket, um nur einige der Namen zu nennen.

Aber auch zu den Hauptprotagonisten konnte ich nur zwiespältige Beziehungen aufbauen. Kate und ihr Mann Nick haben es als Hauptprotagonisten des Romans nicht einfach gehabt, in den Vordergrund zu treten. In meinen Augen wurden sie öfter von den Geschehnissen überrollt und haben gar keine Zeit gehabt, sich selbst damit auseinander zu setzen. So rutschen beide selbst in die übersinnliche Atmosphäre hinein, ohne dies überhaupt in Frage zu stellen. Das erschien mir einfach nicht realistisch genug - und deswegen konnte ich Kate und Nick auch nicht wirklich ernst nehmen.

Es tut mir fast leid, dass ich so wenig Gutes über das Buch zu berichten habe. Die Story als solche ist so angelegt, dass diese jeden faszinieren sollte, der im Ansatz Interesse für ungewöhnliche Geschichten hat - bei mir ist jedoch leider nur ein Bruchteil dieser Absicht des Autors angekommen. Meistens hatte ich vollauf damit zu tun, den verschiedenen Handlungsfäden zu folgen, um selbst eine Lösung für die zahlreichen offenen Fragen zu finden. Mich wie in jedem anderen Kriminalroman bereitwillig in die Hände des Ermittlers zu begeben und ihm auf seinem Weg zu folgen kam für mich hier wohl nicht in Frage. Dafür war mir der Plot zu mysteriös - und ich selbst vielleicht zu nah dran am ungewöhnlichen Geschehen. Da musste ich mich wohl selbst in Sicherheit bringen.

Dennoch kann ich mir vorstellen, die im Herbst erscheinende Fortsetzung "Die Rückkehr" zur Hand zur nehmen, damit ich mit einigen der hier noch offen gebliebenen Fäden die Chance habe, doch noch ein rundes Bild zu knüpfen.

Das Fazit: In meinen Augen keine leichte Kost - dieses Buch sollte dennoch theoretisch mögen, wer sich gerne mit übersinnlichen und geisterhaften Geschichten beschäftigt. Eine Garantie würde ich hierfür aber nicht übernehmen, denn der Leser muss sich auf Einiges einlassen.

Die Bewertung: Zwei von fünf Sternen
Quelle: http://lesemausimbuecherhaus.blogspot.de/2013/05/rezension-niceville-von-carsten-stroud.html

Kriminalistisches Bravourstück in rauer Umgebung

Das Nebelhaus - Eric Berg

Der erste Satz: Drei Tote und ein Komapatient, das war die Bilanz der "Blutnacht von Hiddensee", die die Ostseeinsel zwei Jahre zuvor erschüttert hatte.

Das Äußere: Eine urwüchsige Dünenlandschaft, ein Haus am Ende eines schmalen Pfades, das ist schon mal ein tolles Motiv für die Umgebung, in der der Roman vorrangig spielt: die Ostseeinsel Hiddensee.

Das Innere: Als sich vor zwei Jahren eine Gruppe alter Freunde das erste Mal wiedergesehen hat, konnte niemand vorausahnen, was geschehen würde. Das Ergebnis des Wiedersehens: ein Blutbad, bei dem mehrere Personen zu Tode gekommen sind. Nun versucht die Journalistin Doro Kagel für ihren Artikel der Sache auf den Grund zu gehen. Ihre Recherche wühlt mehr auf, als zu erwarten war - und ein kriminalistisches Bravourstück beginnt.

Das Wesentliche: Doro Kagel, eine Journalistin von etwas über 40, hat sich in ihrem Leben und mit ihrer Arbeit eingerichtet. Dass ihr Leben deswegen auch etwas zu gleichförmig verläuft, blendet sie meistens aus. Bis der Fall "Blutnacht von Hiddensee" dazu führt, dass sie ihre gewohnten Pfade verlässt und sowohl auf professioneller als auch auf emotionaler Ebene ihre eigenen Grenzen überschreitet. Als sie Yim begegnet, einem der Beteiligten des damaligen Kriminalfalls, lässt sie sich auf mehr ein, als sie selbst von sich erwartet hätte. Doro war mir als Protagonistin durchgängig sympathisch, nicht zuletzt, da sie ihre Recherchen mit dem notwendigen Fingerspitzengefühl vorangetrieben hat.

Regelmäßig wechselt die Erzählperspektive von Doro Kagel - hier in der Ich-Form geschrieben - zu den Geschehnissen in der Vergangenheit. Immer, wenn es gerade unglaublich spannend wird, muss man die Szenerie jedoch wieder verlassen. Das war für mich als Leserin nahezu unerträglich, ich habe jeweils förmlich aufgeschrien, wenn ich die Szene wieder verlassen musste. Glücklicherweise wurde dies abgemildert durch eine recht faszinierende Erzählweise: die Situation, die man gerade verlassen hat, wird nämlich in der jeweils anderen Zeitschiene wieder aufgegriffen. So hatte ich kontinuierlich einen roten Faden in der Handlung, der diese Überleitungen einfacher gemacht hat.

Die Geschehnisse in der Vergangenheit drehen sich um die Jugendfreunde Timo, Philipp, Yasmin und Leonie. Sie haben sich lange aus den Augen verloren und sehen sich erstmals auf Hiddensee wieder. Jeder der Beteiligten hat natürlich seit der Jugendzeit ganz verschiedene Erfahrungen gemacht, und so treffen Charaktere aufeinander, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Doch nach und nach deckt Eric Berg mit die Geheimnisse eines jeden ganz erbarmungslos auf - und dies macht er so geschickt, dass bis fast ganz zum Schluss nicht klar ist, wer denn nun eigentlich am Ende ums Leben gekommen ist und wer das furchtbare Verbrechen begangen hat.

Die Insel Hiddensee - und das sogenannte Nebelhaus, die Heimat von Philipp, Vev und deren gemeinsamer Tochter Clarissa - passen unglaublich gut zu der beklemmenden Handlung. Die raue, immer überraschende, aber vielfältige Natur auf der Insel spiegelt sich in den Charakteren wieder, die manches Mal ebenso zerrissen wirken. Ein gut ausgewählter Schauplatz!

Eric Berg ist übrigens das Pseudonym von Eric Walz, der als Autor historischer Romane bekannt ist. Er hat für diesen Roman ein Pseudonym gewählt, um auch hier den Genrewechsel deutlich zu machen. Ich habe bislang noch keinen seiner zahlreichen historischen Romane gelesen, werde das aber bei nächster Gelegenheit nachholen.

Das Fazit: Ein grandios spannender Kriminalroman, der bis zum Ende Überraschungen birgt. Ein echtes Highlight, das ich jedem uneingeschränkt ans Herz legen kann - so einen genial konstruierten Plot habe ich lange nicht mehr gelesen. Volle Punktzahl für dieses Buch!

Die Bewertung: Fünf von fünf Sternen

 

Quelle: http://lesemausimbuecherhaus.blogspot.de/2013/05/rezension-das-nebelhaus-von-eric-berg.html

Berührende Familienbegegnungen

Im Land der weiten Fjorde - Christine Kabus

Der erste Satz: „Du darfst die Augen jetzt aufmachen.“

 

Das Äußere: Der Wälzer „Im Land der weiten Fjorde“ hat ein unheimlich schönes Cover. Man sieht einen norwegischen Fjord – passenderweise – und ein Pferd im Vordergrund grasen. Beide Themen finden sich auch im Inhalt des Romans wieder, und das Cover stimmt darauf optimal ein. Die Qualität der Bindung kann ich definitiv auch noch loben, denn trotz der Dicke des Buches sieht es nach meinem einmaligen Lesen noch aus wie neu.

 

Das Innere: Mari und Lisa – zwei Frauen auf dem Weg zu ihrer Bestimmung. Mari ist eine junge Frau, die sich auf dem Hof ihres Vaters im norwegischen Nordfjordeid um die Pferde kümmert und die Besatzungszeit Norwegens durch deutsche Soldaten während des 2. Weltkriegs miterlebt. Lisa lebt im Jetzt – beruflich erfolgreich, liiert mit einem ebenso erfolgreichen, gutaussehenden jungen Mann. Doch ihr Leben nimmt eine unerwartete Wendung, als sie nach dem Tod ihrer Mutter erfährt, dass diese ein Adoptivkind war. Lisa macht sich auf die Suche nach ihrer wahren Herkunft – und stößt in Nordfjordeid auf unerwartete Erfahrungen, Freunde, Freude, aber auch Sorgen…

 

Das Wesentliche: Mari ist eine junge, erfrischende Protagonistin, deren Lebenslauf man nur allzu gern verfolgt. Als junges Mädchen muss sie erst noch ihren Platz im Leben finden – und findet diesen in Form der Liebe zu Joachim, einem jungen Deutschen, der in ihrer Heimat stationiert ist.

 

Ich habe bisher wenig über die Besatzungszeit in Skandinavien gewusst und konnte mit Hilfe dieses Buches einen guten Eindruck erhalten, wie die damalige Situation aus Sicht der Norweger empfunden wurde. Die sachliche Seite dieses Themas dominiert die Geschichte aber nicht, denn es stehen immer die Menschen und ihre persönlichen Schicksale im Vordergrund.  

 

Lisa ist – passend zur Jetzt-Zeit – eine eher gestandene Persönlichkeit, die dennoch von der Mitteilung ihrer Mutter aus der Bahn geworfen wird. Nahezu Hals über Kopf begibt sie sich an den vermeintlichen Herkunftsort ihrer Mutter, nach Norwegen, und kommt dort genau an den gleichen Hof, auf dem auch Mari aufgewachsen ist. Dabei begegnet sie natürlich auch den inzwischen alt gewordenen Protagonisten aus Maris Zeit. Die Familienverflechtungen konnte ich mit Hilfe des Familienstammbaums auf den ersten Seiten des Romans dabei gut nachvollziehen.

 

Es ist schön mitzuerleben, wie Lisa nach und nach in Nordfjordeid heimisch wird. Wie sehr sie für ihre voraussichtliche „neue Familie“ einsteht, als es zu Schwierigkeiten auf dem Pferdegestüt kommt, ist zwar aus meiner Sicht etwas unrealistisch, passt aber dennoch gut zur Geschichte und letztlich auch zu Lisas Persönlichkeit.

 

Den Verlauf der Geschichte hat Christine Kabus übrigens wunderbar vielfältig und abwechslungsreich konstruiert. Dabei wechseln die Schilderungen von Kapitel zu Kapitel von Mari zu Lisa und wieder zurück. Der einzige Nachteil, den ich darin erkennen konnte, war, dass ich die jeweils im Fokus stehende Person und ihre Geschichte nach Abschluss eines Kapitels immer nur ungern wieder verlassen habe, weil ich mich so gut auf die jeweilige Handlung habe einlassen können.

 

Für einen Debütroman – und dabei handelt es sich bei diesem Buch – ist die Handlung beachtlich gut ausgearbeitet. Zwischendurch lässt Christine Kabus immer wieder kleine Ausblicke auf den weiteren Verlauf einfließen, die mich stets neugierig darauf gemacht haben, wie es weitergehen wird. Der erzählerische Schreibstil und die gedanklichen Ausflüge in die herrliche norwegische Landschaft lassen die Zeit beim Lesen außerdem nur so verfliegen.

 

Das Fazit: Wer mal wieder so richtig in einer Familiengeschichte versinken möchte, dem kann ich „Im Land der weiten Fjorde“ von Christine Kabus ans Herz legen. Eine zwar geruhsame aber aufgrund ihrer Vielfältigkeit dennoch nie langweilige Geschichte erwartet den Leser. Ein schöner Schmöker für freie Nachmittage mit Keksen und Kaffee.

 

Die Bewertung: Vier von fünf Sternen

 

Quelle: http://lesemausimbuecherhaus.blogspot.de/2013/04/rezension-im-land-der-weiten-fjorde-von.html

Spannender Thriller mit Geschichte

Die Verstummten - Stephanie Fey

Der erste Satz: „Das Gras raschelte, als Salamander sich vor den Gartenstuhl kniete und die Waffe ausrichtete.“

 

Das Äußere: Das Cover des Taschenbuchs zeigt das Gesicht einer Frau mit geschlossenen Augen. Es scheint fast, als würde ihr Gesicht hinter zersplittertem Glas zu sehen sein. Zwar hat das Bild in meinen Augen keinen direkten Bezug zum Inhalt des Buches, dennoch sieht man dem Buch auf den ersten Blick an, dass es sich hier um einen Thriller handeln muss.

 

Das Innere: Die Gerichtsmedizinerin Carina und ihr Vater, der Kriminalhauptkommissar Matte Kyreleis, sind im Auto unterwegs, als sie unverhofft einem Geisterfahrer ausweichen müssen. An Ort und Stelle leisten sie nach dem schweren Unfall dem jungen Geisterfahrer erste Hilfe. Als die beiden später die Eltern des jungen Mannes informieren möchten, trauen sie ihren Augen kaum, als sie das Ehepaar tot in ihrem Haus finden. Seltsamerweise sind beide gekleidet wie zu ihrer eigenen Hochzeit. Auf den ersten Blick scheint der Sohn seine eigenen Eltern auf dem Gewissen zu haben – aber womöglich steckt noch mehr dahinter…

 

Das Wesentliche: Der Leser wird in Stephanie Feys Thriller direkt mitten ins Geschehen mitgenommen. Carina hadert gerade mit ihrem Vater, denn augenscheinlich ist die Frau, die sie jahrelang für ihre Mutter gehalten hat, gar nicht mit ihr verwandt. Doch noch ehe diese Tatsache weiter ausgebaut wird, geschieht der Unfall, dem die beiden nur knapp entgehen, und die spannende Handlung rund um den Mord an den beiden Eltern des Geisterfahrers beginnt.

 

Und so folgt man im Verlauf der Handlung Carina sowohl auf den Spuren ihrer Herkunft als auch auf den Spuren des vorliegenden Verbrechens. Mir hat es gut gefallen, dass Carina und ihr Vater nicht nur im Rahmen der Ermittlungen miteinander agiert haben, sondern dass die persönliche Problematik der beiden parallel thematisiert wurde. Carina engagiert sich in beiden Themenfeldern auf eine nahezu verbissene Art und Weise – aber ihr Verhalten ist für den Leser jeweils verständlich aufbereitet, so dass man ihren Ermittlungen und Folgerungen nur allzu gerne folgt.

 

Carina Kyreleis ist nicht nur Rechtsmedizinerin, sondern kann vor allem in ihrer Tätigkeit als Gesichtsrekonstrukteurin voll in ihrer Arbeit aufgehen. Ich hätte mich gefreut, wenn dieser Aspekt ihrer Arbeit noch mehr zum Ablauf der Handlung beigetragen hätte als es der Fall war. Der Beruf hat noch deutlich mehr Ausbaupotenzial, gerade in einer Thrillerhandlung. Ich hoffe, dass in den nächsten Romanen der Reihe noch mehr davon zu erfahren sein wird.

 

Ein toller Charakter ist auch Kriminalmeister Peter Schuster, ein Mitarbeiter von Matte. Er erscheint zunächst etwas schusselig, ist aber ein brillanter Kopf, der sich für den anderen einsetzt, wenn es darauf ankommt. Das hat mir gut gefallen!

 

Zu Carinas Vater Matte hatte ich zu Beginn der Lektüre noch ein etwas zwiespältiges Verhältnis. Mir war nicht klar, wieso und warum er Carina so ungern an seinen Ermittlungen teilhaben lässt, obwohl doch beide gemeinsam auf den Fall gestoßen sind. Zum Ende hin habe ich aber meine Sympathie auch für Matte entdeckt, der als Kriminalhauptkomissar einfach auch ein paar „Baustellen“ in der Vergangenheit hat, die man zu Anfang noch nicht vollständig versteht.

 

Überhaupt ist der Roman voll von einzelnen, auch zeitlich unterschiedlichen Handlungssträngen, denen der Leser aufmerksam folgen sollte - aber Vorsicht: auch dann ist er nicht gefeit vor falschen eigenen Schlussfolgerungen, die den Verlauf der Handlung so spannend machen. Ich bin auf jeden Fall mehr als einmal auf der falschen Spur gewesen. Gewürzt wird die fiktive Handlung übrigens dadurch, dass sie eingebettet ist in die wahre Geschichte eines Mordanschlags der Rote-Armee-Fraktion. Damit wirkt der Roman gleich noch ein ganzes Stück authentischer und nachvollziehbarer.

 

Dass ich den ersten Teil der „Elster-Reihe“, „Die Gesichtslosen“, bisher nicht kenne, hat der Lektüre übrigens nicht geschadet. Zwar gibt es ein paar Stellen, an denen eine Erläuterung hilfreich gewesen wäre – aber die Lücken sind für den Verlauf der Handlung nicht so wesentlich, dass man den Faden nicht ohne Probleme wieder aufgreifen könnte. Auf jeden Fall hat mir dieses Buch Lust darauf gemacht, auch den Vorgängerroman noch zu lesen, für den die Autorin letztes Jahr – 2012 – den Amazon-Autorenpreis einheimsen konnte.

 

Das Fazit: Ein spannender Kriminalroman, bei dem der Leser sich nicht zu sicher sein darf – er wird überrascht werden. Mir haben die spannende, flüssige Handlung und die vielschichtigen Charaktere gut gefallen. Ein tolles Buch, das auch gut zu lesen ist, wenn man den ersten Band der Reihe nicht kennt.

 

Die Bewertung: Vier von fünf Sternen

Quelle: http://lesemausimbuecherhaus.blogspot.com/2013/03/rezension-die-verstummten-von-stephanie.html

Verhängnisvolles Gefühlschaos

Die Tiefen deines Herzens - Antje Szillat
Der erste Satz: „Die Hecke war dicht und schien mir undurchdringlich.“
 
Das Äußere: Das Cover des Hardcover-Buches zeigt die Gesichter eines Jungen und eines Mädchens, die sich zum Kuss finden. Das Bild wirkt mit seinen hellen Blautönen wie gezeichnet, sehr zart. Zusammen mit dem Titel des Buches wirkt das Äußere sehr einladend – obwohl ich den Titel für den kitschigsten Buchtitel halte, den ich je gesehen habe ;-)
 
Das Innere: Leni und Felix – das ist das unzertrennliche Pärchen aus der Kindheit und frühen Jugendzeit. Leni und Marc – das ist das Verhängnis, mit dem niemand gerechnet hat. Und doch geschieht es. Kurz nachdem Leni und Felix die ersten Schritte von der Freundschaft in Richtung Liebesbeziehung gegangen sind, trifft Leni während der Ferien bei ihrer Tante Clara auf Usedom auf deren Stiefsohn Marc, den undurchsichtigen und arrogant wirkenden Engländer. Und schon steckt Leni in dem Gefühlschaos, das sie nie erwartet hätte. In diesem Gefühlschaos trifft Leni einige Entscheidungen, die ihr weiteres Leben wesentlich beeinflussen – doch sind ihre Entscheidungen die Richtigen? 
 
Das Wesentliche:  Leni und Felix sind ein Traumpaar. Als Nachbarskinder, die schon in jungen Jahren miteinander gespielt haben, werden beide von ihrem Umfeld auch als Liebespaar gesehen. Und eines Abends gehen beide wie selbstverständlich den einen Schritt weiter aufeinander zu, der den Unterschied zwischen Freundschaft und Liebe ausmacht. Doch bereits am nächsten Tag soll Leni zu ihrer Tante Clara auf die Insel Usedom fahren, um dort die Ferien zu verbringen – und Felix erhält ein Angebot eines namhaften Fußballclubs. 
 
In dieser Situation findet der Leser die beiden Protagonisten. Leni, glaubhaft frisch verliebt, und Felix, sympathisch, lieb und aufmerksam. Da kann man es kaum ertragen, dass beide kurzerhand durch die von Lenis Eltern aufgezwungene Urlaubsreise auseinandergerissen werden. Doch kurz darauf wendet sich das Blatt, denn Leni begegnet am Strand von Usedom dem recht arroganten, aber nachhaltig im Gedächtnis bleibenden Marc.
 
Bis hierhin und noch etwas weiter ist der Inhalt des Buches fast ein wenig vorhersehbar. Leni steckt gefühlsmäßig in der Klemme, doch das ist so nachvollziehbar beschrieben, dass man ihr den inneren Zwiespalt sehr gut nachfühlen kann. 
 
Marc gefällt im Vergleich zu dem eher soliden und vertrauenswürdigen Felix als Protagonist erst auf den zweiten Blick. Hier nimmt man zuerst haargenau Lenis Sichtweise ein und findet Marc herablassend, unnahbar und schroff. Doch hinter der Fassade seines rauen Äußeren steckt ein guter Kern – zudem hat Marc etwas Schlimmes erlebt, das einiges an seinem Verhalten erklärt. Auch Leni blickt nach und nach hinter Marcs Kulissen – was zu den himmelhoch jauchenzenden und zu Tode betrübten Gefühlen bei ihr führt. Schließlich wartet daheim Felix – und als Leser steckt man mindestens ebenso in der gefühlsmäßigen Klemme wie die Hauptprotagonistin selbst. Für mich war es mindestens ebenso schwierig wie für Leni, mich hier für eine Seite zu entscheiden.
 
Als dann noch etwas enorm Unerwartetes passiert, geht es mächtig drunter und drüber. Die Schauplätze und Lebensumstände Lenis wechseln auf einmal so schnell, dass man fast nicht hinterher kommt – und auch so manche Entscheidung Lenis sehr, sehr skeptisch beäugt. 

Mehr will ich von diesem fesselnden Liebesroman nicht verraten, der mehr in sich birgt, als das Äußere vermuten lässt. Hier muss man sich als Leser einfach überraschen lassen – aber auch gefasst darauf sein, dass die eine oder andere geschilderte Situation schon etwas an die Nieren geht. Mir hat das Buch rundum gut gefallen – nur die eine Szene, in der Leni sich ohne Gedanken an irgendeine Art von Verhütung in eine Liebesszene stürzt, hätte in meinen Augen nicht unbedingt sein müssen.
 
Das Fazit: Ein schönes, gefühlvolles Jugendbuch. Eine sympathische Protagonistin erlebt die erste und die zweite Liebe – und das auf eine Weise, die den Leser allzeit im Bann hält. Wer schöne, aber gleichzeitig spannend beschriebene Liebesgeschichten mit unvorhersehbaren Wendungen mag, wird auch außerhalb des Jugendalters daran seine Freude haben.
 
Die Bewertung: Vier von fünf Sternen
Quelle: http://lesemausimbuecherhaus.blogspot.de/2013/03/rezension-die-tiefen-deines-herzens-von.html